Julia Wissert ist seit der Spielzeit 2020/21 Intendantin des Schauspiel Dortmund. Nach ihrem Bachelorstudium der Media Arts und Drama an der University of Surrey in London, gründete sie das Physical Theater Kollektiv, „Bandidos Perditos“, gemeinsam mit ihren Kolleg*innen. Der Fokus ihrer Arbeit in London lag in den Bereichen Performance und ortsspezifischen Interventionen. Julia Wissert assistierte am Theater Freiburg, Theater Basel und Staatstheater Oldenburg. Während ihrer Regieassistenz in Oldenburg brachte sie erste Stückentwicklungen wie Café D’Amour und Bagdad Burning auf die Bühne.
Ihre performativen Ansätze aus der Londoner Phase verbanden sich durch ein verstärktes Interesse an Texten zu eigenen interdisziplinären Formen zwischen Sparten und Genres. Bereits in Oldenburg bewegten sich ihre Bühnenarbeiten an den Grenzen von Musiktheater, Theater und Audio-Installationen. 2011 absolvierte Julia Wissert ein Regiestudium am Mozarteum Salzburg, bei Amelie Niemeyer. In dieser Zeit inszenierte sie Nora von Henrik Ibsen und gewann den Publikums Preis des Körber Studio Junge Regie in Hamburg. Sie inszenierte Opern wie Kaiser von Atlantis und Mahagoni und Expert*innentheater, Salzburger Totentanz, ein Abend über das Leben mit dem Sterben. Für diese Inszenierung erhielt sie den Preis der Stadt Salzburg. 2014 erhielt sie den Kurt-Hübner-Regiepreis für ihre Inszenierung von Der Junge vor der Tür (Hessisches Staatstheater Wiesbaden). Seit 2015 arbeitet Wissert als freie Regisseurin. Sie inszenierte neben vielen anderen Häusern am Maxim Gorki Theater, am Nationaltheater Brno, am Staatstheater Oldenburg und am Schauspielhaus Bochum. Für ihre Arbeit 2069 am Schauspielhaus Bochum wurde sie für den Jungendtheaterpreis des Heidelbergerstückemarkts nominiert.
Wissert verfasste Texte zu den Themen des strukturellem Rassismus im Theater, u.a. ihre Diplomarbeit: „Schwarz.Macht.Weiß: eine künstlerische Recherche zu strukturellem Rassismus auf deutschsprachigen Bühnen“ (2014). Durch die kritische Auseinandersetzung mit dem Arbeitsumfeld in dem sie sich als Künstlerin bewegt, folgten Artikel und Vorträge. 2017 entwickelten die Anwältin Sonja Laaser und Julia Wissert die „Anti-Rassismus Klausel“. Die Klausel ist ein vertraglicher Zusatz für Werkverträge, durch den Leitungen von Kulturinstitutionen verbindlich zusagen, sich im Falle von diskriminierendem Verhalten, gegenüber der Künstler*in, um eine schnelle Aufklärung, ohne Bestrafung, zu bemühen. Julia Wissert verfolgt in ihrer Kunst, als auch ihrem weiteren Schaffen, einen machtkritischen, intersektionalen Ansatz, um sich mit dem Theater als auch der Gesellschaft, in der es verwurzelt ist, auseinanderzusetzen.