Visionen für ein Mahnmal #3
Künstler*innen-Gespräch mit Kinbode Akinbiyi & Simone Dede Ayivi
Mittwoch, 4. Juli 2018, 18:30 Uhr
Universität der Künste Berlin
Hardenbergstraße 33, Raum 102
10623 Berlin
Im Rahmen des offenen Seminars "Richtlinien für ein Mahnmal zum Kolonialismus" der Afrika Akademie/Schwarze Volkshochschule und des Instituts für Kunst im Kontext der Universität der Künste Berlin laden wir herzlich zum Künstler*innen-Gespräch ein.
An diesem Abend werden die beiden Künstler*innen im spontanen Gespräch aus eigenen künstlerischen Positionierungen heraus ihre Gedanken und Wünsche, Visionen, Zweifel etc. in Bezug auf ein in Berlin bevorstehendes Mahnmal zum Kolonialismus bzw. kolonialen Verbrechen, anbringen.
Artist statement von Simone Dede Ayivi & Kompliz*innen:
FIRST BLACK WOMAN IN SPACE ist ein feministisches, afrofuturistisches Projekt, das afrikanischer und afrodiasporischer Geschichte sowie der gegenwärtigen Situation von Schwarzen Frauen und Frauen of Color gewidmet ist. Wir erzählen Geschichten von Befreiungskämpfen und Empowerment. In einer multimedialen Science Fiction Performance behaupten wir eine postrassistische Zukunft und wagen mit Hilfe von Sound- und Videoeinspielungen den Rückblick in die Fragestellungen unserer längst vergangenen Gegenwart. Die Bühne wird zur Weltraumkulisse und das Theater zum Zukunftslabor von Performerinnen und Publikum – ein Raum für Utopien.
Akinbode Akinyivi im Interview „Fünf Fragen an Akinbode Akinbiyi“ von Miriam Daepp, für Goethe-Institut Südafrika, 2013:
Ich sehe mich selbst als einen Wanderer, jemand der wandert und sich dabei wundert; mit Langston Hughes‘ Ausspruch “Ich wundere mich während ich wandere” kann ich mich gut identifizieren. Es ist meine Art der Auseinandersetzung mit der Welt um mich herum; im Falle meiner aktuellen Arbeit, mit dem urbanen Raum. Städte, und insbesondere heutige Großstädte, sind sehr schwer fassbar. Sobald du ein bestimmtes Stadtviertel verstanden hast und eine Weile später zurückkehrst, hat sich die Gegend bereits verändert. Urbaner Raum verändert und entwickelt sich ständig. Du kannst einige Schichten einer Stadt und ihres Fundaments verstehen, aber du kannst sie wegen des konstanten Wandels, der vor sich geht, niemals gänzlich erfassen.
Akinbode Akinbiyi wuchs in England, wo seine Eltern studierten, und im nigerianischen Lagos auf. In Ibadan, Lancaster und Heidelberg studierte er Literaturwissenschaft und Anglistik. 1972 begann er auf autodidaktischem Wege, sich zum Fotografen auszubilden. Binnen kurzer Zeit entwickelte sich Akinbiyi zu einem der international am stärksten wahrgenommenen afrikanischen Fotografen. Sein Hauptaugenmerk gilt den rapide wachsenden und sich stark verändernden Megastädten des afrikanischen Kontinents, unter anderem Lagos, Kinshasa, Kairo, Dakar und Johannesburg. Er konzentriert sich dabei auf den unspektakulären Alltag der Menschen, scheinbar ohne subjektive Interpretation des Abbildenden. Seine Arbeitsweise beschreibt der Künstler selbst mit den Worten: „Seit 40 Jahren bewege ich mich langsam und sanft; ich versuche nicht in den persönlichen Raum anderer Menschen einzudringen und dabei gleichzeitig Bilder zu machen. Es ist eine Art Tanz, eine Verhandlung, ein Schlendern – eine sehr feinfühlige Art, sich durch alle möglichen Räume zu bewegen.“ Seine Motive erfasst er mit einer analogen Mittelformatkamera. Die Arbeiten Akinbiyis wurden auf Ausstellungen und Biennalen in Frankfurt, Berlin, Dresden, Tokio, Paris, Philadelphia, Johannesburg oder Havanna gezeigt sowie in diversen Zeitschriften publiziert. Daneben war er Kurator verschiedener Ausstellungen des Instituts für Auslandsbeziehungen, darunter „STADTanSICHTEN Lagos“ (2004) und „Spot on ... DAK'ART – Die 8. Biennale zeitgenössischer afrikanischer Kunst“ (2009). In Bamako, Mali, kuratierte er den deutschen Beitrag zu den „Rencontres de Bamako - Biennale de la Photographie Africaine“ (2003). Akinbiyi verfasst regelmäßig Katalogtexte zu von ihm betreuten Ausstellungen und beteiligte sich 2014 als Ko-Autor am Buchprojekt „Just Ask!“ über die zeitgenössische afrikanische Fotografieszene (2014, herausgegeben von Simon Njami). In Kooperation mit dem Goethe-Institut in Nigeria gründete er ein Kunstzentrum, das inzwischen Teil eines Netzwerkes von afrikanischen Fotografieschulen ist. 2016 wurde er mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet. Im Rahmen der documenta 14 stellte er 2017 seine Arbeit Passageways, Involuntary Narratives, and the Sound of Crowded Spaces (2015–2017) in Athen und Kassel aus. (Quelle: Wikipedia)
Simone Dede Ayivi, Autorin und Theatermacherin, studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim. Am Theater Ballhaus Naunynstraße in Berlin inszenierte sie 2010 die deutschsprachige Erstaufführung von „Der kleine Bruder des Ruderers“ des togoischen Autors Kossi Efoui und den Musiktheaterabend „Bloodshed in Divercity“. In beiden Inszenierungen arbeitete sie mit Schauspieler_innen of Color gegen Rollenbilder und Zuschreibungen an, mit denen diese im Alltag und auf dem Theater konfrontiert werden. 2012 entwickelte sie die Performance „Krieg der Hörnchen“, in der sie die Mediendiskussion um die Verdrängung des europäischen Eichhörnchens durch das nordamerikanische Grauhörnchen mit der Migrationsdebatte verschränkt. Unter Verwendung dokumentarischen Materials bringt sie die Diskussion um Rassismus am Theater auf die Bühne und zeigt Bezüge zu ihrer eigenen afrodeutschen Biographie auf. Diese Produktion hatte am Theaterhaus Hildesheim Premiere, wurde im Rahmen von 100° an den Sophiensaelen und Festival Black Lux. Ein Heimatfest aus Schwarzen Perspektiven, 2013, Ballhaus Naunynstraße, gezeigt. 2013 wurde die gemeinsam mit dem Theaterkollektiv andcompany&Co entwickelte Theaterarbeit „Black Bismarck“ im Hebbel am Ufer uraufgeführt, bei der sie als Co-Autorin und Performerin beteiligt war. 2014 entwickelte sie im Rahmen von x firmen bei Theater der Welt in Mannheim die Performance „Black Hair Politics“. Ihre Arbeit „Performing Back – eine zukünftige Erinnerungsperformance zur deutschen Kolonialgeschichte“ feierte im September 2014 an den Sophiensaelen Premiere. Anlässlich des Gedenkjahres zur Berliner Konferenz suchte Ayivi nach Möglichkeiten des Erinnerns und Gedenkens aus afrodeutscher Perspektive. Aufführungen: Theater im Pavillon, Hannover, LOT-Theater Braunschweig, Theaterhaus Hildesheim, Lichthoftheater Hamburg, Theater Wrede+, Festival „We Are Tomorrow. Visionen und Erinnerung anlässlich des 130. Jahrestages der Berliner Konferenz“, Ballhaus Naunynstraße, „Afropean Mimikry and Mockery“, Mousonturm, Frankfurt am Main. 2016 entwickelte sie an der akademie der autodidakten am Ballhaus Naunynstraße gemeinsam mit Jugendlichen das Theaterprojekt „Jetzt bin ich hier!“: postmigrantische Jugendliche setzen sich mit ihrer aktuellen Lebenssituation auseinander. Die feministische, afrofuturistische Performance „First Black Woman in Space“, eine Koproduktion mit Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt und SOPHIENSÆLE Berlin feierte 2016 seine Premiere. Die Performance „Queens-eine Bildstörung“, welche vorkoloniale Konzepte von Gender und Familie untersuchte, folgte im Jahre 2017. (Quelle: Webseite der Künstlerin)
www.afrikaakademiesvhs.net
SAVE THE DATES:
Nächstes Künstler*innen-Gespräch
Wer: Philipp Khabo Koepsell & TBA
Wann: Mittwoch, 18. Juli 2018, 18:30 Uhr
Wo: UdK Berlin, Hardenbergstr. 33, 10623 Berlin, Raum 102