Solidarität mit Kolumbien / call for action
Solidarität mit Kolumbien / call for action
Wir, Studierende und Lehrende des Instituts für Kunst im Kontext sprechen hiermit unsere Solidarität mit den Menschen in Kolumbien aus. Seit mehreren Wochen herrschen dort anhaltende Proteste gegen die rechte Regierung und Polizeigewalt. Dabei geht es um extreme Ungerechtigkeit, die durch die Gesetzgebung, strukturelle Korruption, Klassismus und Rassismus intensiviert wird. Landesweit treten täglich viele tausend Menschen auf die Straße und fordern eine Steuerreform, Reform des Gesundheitssystems, des Sozial und Bildungswesen sowie die Demilitarisierung der Politik. Wir laden ein, die Proteste durch Spenden zu unterstützen. Die Liste der Organisationen und Campagnen ist hier zu finden:
https://www.soscolombia1312.com/campaigns #soscolombia #paronacional #nosestanmatando #vivaelparonacional
Mit unseren Freund*innen und allen Kolumbianer*innen trauern wir um ihre Verluste. Wir wünschen euch weiterhin viel Kraft in eurem Kampf!
USME MANIFESTO
Obwohl sie an der Wurzel hängt, wendet sie sich mit ihrer Sonne, und noch verwandelt, behält sie ihre Liebe bei. Ovidio, Las metamorfosis
Ein Samenkorn zu sein, das vom Wind zerstreut wird. Die Körper von oben zu betrachten, die Trümmer, den Abfall. Wir reisen durch unsere Gedanken. Wir tragen Botschaften des Widerstands und der Hoffnung, nicht wahnsinnig zu werden, dem Terror nicht nachzugeben. Wir haben das Feuer gesehen, die Gewalt, wir haben den Tod gesehen. Jugendliche, die fallen, die lachen und schreien, die vom Wind geschüttelt werden, miteinander verwoben.
Unser Leben, ausgestellt auf einem Bildschirm, bearbeitete Bilder, die uns als das Problem darstellen, nicht als das Ergebnis. Textnachrichten, Notrufe, die um Hilfe bitten, und Eindämmungsaufforderungen. Haufen von Körpern, die sich auf dem feuchten Boden auflösen, vom Fluss mitgerissen, weggeworfen und in die Vergessenheit gepflanzt. Pflanzen erteilen uns eine Lektion des Widerstands, der Re-Existenz, sie animieren uns zum Sein.
Löwenzahn: flexibel sein, sich abwechselnd in den gezackten Blättern und der Blüte, die die scheinbare Unbeweglichkeit besiegt. In der Peripherie zu wachsen, an den Stadträndern und inmitten der Gleichgültigkeit. Unsichtbar und verachtet zu sein. Aufzustehen, nachdem der aggressive Stiefel unseren Körper zerquetscht hat; jedermanns Körper. Samen zu schätzen, die reisen, aufstehen und wegfliegen können.
Frailejón: die Lektion der Stille und des Wartens lernen. Weich zu sein, samtig, langsam zu wachsen, sich zu entleeren, dem Wasser zu erlauben, durch den Körper zu gehen, um die Erde zu nähren. Zeuge der Stille zu sein und von ihr zu lernen. Jahre, die vergehen. Eine andere Skala für die Zeit, in der wir nur ein Wimpernschlag sind. Das Moor, vor einem Gletscher, gibt uns einen überwältigenden Beweis.
Wir werden verschmäht wie das Unkraut, aber wir sind Zeugen. Stimmen, die sich in den Netzwerken verbreiten, die Hoffnung und Wetteinsatz für ein besseres Leben zeigen, für eine zarte und liebevolle Welt. Wir sind Samen und Frucht, einem individuellen und kollektiven Leben unterworfen, ausgesetzt, um zerbrochen zu werden, aber auch, um vereint zu werden.
Wir versuchen, aus der Weisheit zu schöpfen, die uns schon immer begleitet hat: Suelda-Con-Suelda, um zu vereinen, was zerbrochen ist, Calendula bei Entzündungen, Yerbabuena (Minze) und Valeriana (Baldrian), um schlafen zu können, um die Not zu beruhigen.
Frauen ́s Wissen, das aus anderen Zeiten kommt und das eine missverstandene und kriegerische Männlichkeit in Frage stellt: die Falle des Helden und des Opfers, das für unser Land und für die Welt so kostspielig war. Wir sind ein Weckruf an alle Gleichgültigkeit und den Zynismus unserer Regierenden.
Denkt daran, dass wir ein gesäter Acker sind, nicht besser, nicht schlechter. Von Usme aus, aus der Stille des Moores und in Solidarität mit unseren toten Brüdern und Schwestern, bitten wir euch, Samen und Botschaften zu sein, die vom Wind verbreitet werden.
Jaime Barragan, Künstler, den 29.05.2021, Usme, Bogotá. Dieser Text ist als Unterstützung für Mesa Usmeka Kulturverein geschrieben und zum ersten mal bei der Veranstaltung Nomadic Seeds - Planting Resistance @ Roma Biennale vorgetragen worden.
Wir, Studierende und Lehrende des Instituts für Kunst im Kontext sprechen hiermit unsere Solidarität mit den Menschen in Kolumbien aus. Seit mehreren Wochen herrschen dort anhaltende Proteste gegen die rechte Regierung und Polizeigewalt. Dabei geht es um extreme Ungerechtigkeit, die durch die Gesetzgebung, strukturelle Korruption, Klassismus und Rassismus intensiviert wird. Landesweit treten täglich viele tausend Menschen auf die Straße und fordern eine Steuerreform, Reform des Gesundheitssystems, des Sozial und Bildungswesen sowie die Demilitarisierung der Politik. Wir laden ein, die Proteste durch Spenden zu unterstützen. Die Liste der Organisationen und Campagnen ist hier zu finden:
https://www.soscolombia1312.com/campaigns #soscolombia #paronacional #nosestanmatando #vivaelparonacional
Mit unseren Freund*innen und allen Kolumbianer*innen trauern wir um ihre Verluste. Wir wünschen euch weiterhin viel Kraft in eurem Kampf!
USME MANIFESTO
Obwohl sie an der Wurzel hängt, wendet sie sich mit ihrer Sonne, und noch verwandelt, behält sie ihre Liebe bei. Ovidio, Las metamorfosis
Ein Samenkorn zu sein, das vom Wind zerstreut wird. Die Körper von oben zu betrachten, die Trümmer, den Abfall. Wir reisen durch unsere Gedanken. Wir tragen Botschaften des Widerstands und der Hoffnung, nicht wahnsinnig zu werden, dem Terror nicht nachzugeben. Wir haben das Feuer gesehen, die Gewalt, wir haben den Tod gesehen. Jugendliche, die fallen, die lachen und schreien, die vom Wind geschüttelt werden, miteinander verwoben.
Unser Leben, ausgestellt auf einem Bildschirm, bearbeitete Bilder, die uns als das Problem darstellen, nicht als das Ergebnis. Textnachrichten, Notrufe, die um Hilfe bitten, und Eindämmungsaufforderungen. Haufen von Körpern, die sich auf dem feuchten Boden auflösen, vom Fluss mitgerissen, weggeworfen und in die Vergessenheit gepflanzt. Pflanzen erteilen uns eine Lektion des Widerstands, der Re-Existenz, sie animieren uns zum Sein.
Löwenzahn: flexibel sein, sich abwechselnd in den gezackten Blättern und der Blüte, die die scheinbare Unbeweglichkeit besiegt. In der Peripherie zu wachsen, an den Stadträndern und inmitten der Gleichgültigkeit. Unsichtbar und verachtet zu sein. Aufzustehen, nachdem der aggressive Stiefel unseren Körper zerquetscht hat; jedermanns Körper. Samen zu schätzen, die reisen, aufstehen und wegfliegen können.
Frailejón: die Lektion der Stille und des Wartens lernen. Weich zu sein, samtig, langsam zu wachsen, sich zu entleeren, dem Wasser zu erlauben, durch den Körper zu gehen, um die Erde zu nähren. Zeuge der Stille zu sein und von ihr zu lernen. Jahre, die vergehen. Eine andere Skala für die Zeit, in der wir nur ein Wimpernschlag sind. Das Moor, vor einem Gletscher, gibt uns einen überwältigenden Beweis.
Wir werden verschmäht wie das Unkraut, aber wir sind Zeugen. Stimmen, die sich in den Netzwerken verbreiten, die Hoffnung und Wetteinsatz für ein besseres Leben zeigen, für eine zarte und liebevolle Welt. Wir sind Samen und Frucht, einem individuellen und kollektiven Leben unterworfen, ausgesetzt, um zerbrochen zu werden, aber auch, um vereint zu werden.
Wir versuchen, aus der Weisheit zu schöpfen, die uns schon immer begleitet hat: Suelda-Con-Suelda, um zu vereinen, was zerbrochen ist, Calendula bei Entzündungen, Yerbabuena (Minze) und Valeriana (Baldrian), um schlafen zu können, um die Not zu beruhigen.
Frauen ́s Wissen, das aus anderen Zeiten kommt und das eine missverstandene und kriegerische Männlichkeit in Frage stellt: die Falle des Helden und des Opfers, das für unser Land und für die Welt so kostspielig war. Wir sind ein Weckruf an alle Gleichgültigkeit und den Zynismus unserer Regierenden.
Denkt daran, dass wir ein gesäter Acker sind, nicht besser, nicht schlechter. Von Usme aus, aus der Stille des Moores und in Solidarität mit unseren toten Brüdern und Schwestern, bitten wir euch, Samen und Botschaften zu sein, die vom Wind verbreitet werden.
Jaime Barragan, Künstler, den 29.05.2021, Usme, Bogotá. Dieser Text ist als Unterstützung für Mesa Usmeka Kulturverein geschrieben und zum ersten mal bei der Veranstaltung Nomadic Seeds - Planting Resistance @ Roma Biennale vorgetragen worden.