Abstoßung
Über eine Materialität der Berührung als somatosensorische Neuperspektivierung künstlerischer Wissensproduktion

Christin Bolte

 

Laut klassischer Physik ist Berührung unmöglich. Kontakt vermittelt oder verhindert sich lediglich durch elektromagnetische Abstoßung. Dieser Moment handelt von der Abstoßung als kritische Berührungskraft, er ist eine explorative Untersuchung eines Begriffes sowie fiktionale Abwägung seiner Neubesetzung. Das Sprechen mit und über Kunst. Als Abstoßung begriffen, beschreibt Berührung ein widerständiges Potential der haptischen Perzeption nicht nur taktiler Reize.

Gegenstand ist die Berührung, physiologisch-unentschieden zwischen lebendigen, gewachsenen oder gebauten Körpern. Ihre Kontaktversuche sowie ihre bloße örtliche Bewegung durch ein Schieben, Drücken, Stoßen. Die Berührung in ihrer Unmöglichkeit und damit politischen Wirkmacht. Bedingtheiten, die für die Produktion und Rezeption von Kunst heute gleichermaßen wichtig scheinen.

Ausschlaggebend für die Beschäftigung mit diesem Topos war die Selbstvergewisserung des eigenen Körpers in einer veranstaltungsorientierten Kunstwelt zu digitalen Zeiten, der Performance-Turn in der Bildenden Kunst und die Einladung im Sommer 2018, in einem Museum (Gropiusbau) zwei Monate Kampfsport zu trainieren.

Teil der Arbeit sind Aufzeichnungen und Abfassungen von Live-Momenten, die in diesem Moment in ihrer Ereignishaftigkeit neue Form finden und sich vom Papier wieder in einen bewegten Körper übersetzen.

Art in Context (Kunst im Kontext), Universität der Künste Berlin (UdK Berlin), Rundgang 2019

Christin Bolte
„I was trained in multiples. I am too many to say what makes (a) me. There is different types of labour, information, and doing. What keeps me moving? Curiosity, admiration, and grace.“ Mich abstoßend vom bleifarbenen Gymnastikball am Startup-Desktop, denke ich diesen Text. Meine Miete verdiene ich als AI-Assistant, meine künstlerische Arbeit mit dem Körper. Wenn ich in Laune bin – nicht am See, auf den Barrikaden oder Gedanken an die Zukunft verschwendend (Ego und Zeitgenossenschaft an Bord), beobachte ich dich.

Betreut von Prof. Dr. Jörg Heiser