X Park

Bilder in der Sicherheitskontrolle

Linhui Li

 

Das weltweite Update der Überwachungstechnologien soll einerseits eine präventive Funktion haben, hat zugleich jedoch immer mehr Unannehmlichkeiten und Einschränkungen der persönlichen Freiheit der Bürger mit sich gebracht. Aufgrund von ethnischen Konflikten und Menschenrechtsverletzungen gab es in Xinjiang, China, seit mehr als einem halben Jahrhundert etliche Anschläge. Angesichts dieser Situation scheint die Sicherheit der Bürger bedroht.
In den letzten Jahren haben die Behörden begonnen extrem disziplinarische
Überwachungsmaßnahmen für die gesamte Stadt zu ergreifen und Truppen in die Stadt zu verlegen. China entwickelt derzeit eine Überwachungsindustrie, die expandiert. Der Extremfall dieser Überwachung geschah in meiner Heimatstadt Ürümqi, der Hauptstadt von Xinjiang. In dieser “Gefängnisstadt”, wie ich sie nennen möchte, die zwischen vermeintlicher Sicherheit und Aufruhr schwebt, habe ich den Park mit dem analogem Film aufgenommen. Ich habe den Park als Lieblingsort meiner Kindheitserinnerungen gewählt und zugleich als Ort, der westliche und chinesische Konzepte eines städtischen Parks akkumuliert.

Beim Fotografieren des Parks habe ich in 3 Wochen mit der Kamera und 30 Filmrollen ungefähr 250 Mal die Sicherheitskontrollen passiert; jeweils vor und nach dem Eintritt in den öffentlichen Park. Die Fotos, die den Parks auf dem Film zeigen, weisen deutlich die zerstörenden Spuren der Röntgenstrahlen der Sicherheitsmaschinen auf. Unter diesem „mechanisierten“ Angriff erschien die Parkbilder allmählich grob und unscharf oder es tauchen unerwartete Änderungen auf. Die Landschaftsszenen, die ich fotografiert habe, wurden auf wasserfestes PVMaterial im Großformat gedruckt, genauso wie die Werbungen und das Spruchband mit Propaganda, die “eine gute Lebensumgebung “ im Park verspricht. Der Park als ein freier und geschützter Ort für Regeneration und Unterhaltung von Bürgern der Stadt wurde in ein umfassendes Überwachungssystem gestellt, das zugleich Ängste schafft, aber auch eine gewisse Sicherheit gewährleistet. Ich habe versucht, diese Spannung in meinem sozialen Umfeld im Prozess der künstlerischen Produktion einzubeziehen, indem ich den Faktor des Ungewissen eine Rolle spielen lasse, auch um damit relevante soziale und politische Themen anzusprechen und Diskussionen auszulösen.

Art in Context (Kunst im Kontext), Universität der Künste Berlin (UdK Berlin), Rundgang 2018
Fotos ,,X-Park’’, PV, Digitaler Pigmentdruck, ca. 1.5 x 1.2m, 2018
Art in Context (Kunst im Kontext), Universität der Künste Berlin (UdK Berlin), Rundgang 2018
Video ,,By Way Of Unknown’’, 7min, Single Kanal, 2017
Art in Context (Kunst im Kontext), Universität der Künste Berlin (UdK Berlin), Rundgang 2018
Entwurf der Installation ,,X Park’’, 2018

Linhui Li
Geboren 1990 in Ürümqi. 2017 MA ,,Art in Context’’, an der UdK Berlin. 2013 BA „Public Art and Design”, an der Jiangnan Universität in Wuxi, China. Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt auf konzeptueller Medienkunst, und Installation im öffentlichen Raum. Ausstellungsbeteiligungen in Beijing und Berlin. Lebt und arbeitet als Künstlerin und Filmmaker in Berlin.

Betreut von Heike-Karin Föll