Ay mija, es ist nicht einfach!

Ein partizipatorisches Malerei-Projekt mit Kubaner*innen in der Diaspora und auf der Insel

Elena Alonso Fernández

 

Bei Ay mija, no es fácil!* (dt. „Ay mija, es ist nicht einfach!“) handelt es sich um ein partizipatorisches Malerei-Projekt, das ich in Zusammenarbeit mit Kubaner*innen aus der berlinischen Diaspora und auf der Insel realisierte und welches den gesellschaftlichen Wandel seit den 90er Jahren in Kuba porträtiert. Das Projekt wurde im Centro Provincial de las Artes Plásticas y el Diseño (Santiago de Cuba) ausgestellt und vom Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) gefördert.

Seit dem Fall der UdSSR und der daraus folgende Krise, bekannt als „Periodo Especial“, erfährt Kuba einen prägnanten Wandel auf mehreren Ebenen: politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich. Auch wenn es nie das Ziel der Castro-Brüder gewesen ist, den Kapitalismus auf der Insel zu etablieren, so lässt sich in der Retrospektive konstatieren, dass die im Zuge der Krise angestoßenen Reformen letztlich eine Annäherung an das kapitalistische Modell zur Folge hatten. Das brachte sowohl Fortschritte als auch neue gesellschaftliche Ungleichheiten mit sich, welche wiederum dem sozialistischen Ansatz der Gleichheit widersprechen.

Art in Context (Kunst im Kontext), Universität der Künste Berlin (UdK Berlin), Rundgang 2018
“Die Salzminen (Caimanera)”, 2017, Elena Alonso Fernández in Zusammenarbeit mit Teilnehmer*innen (anonym) des Projekts “Ay mija, no es fácil!”
Art in Context (Kunst im Kontext), Universität der Künste Berlin (UdK Berlin), Rundgang 2018
“Bio-gesunde Gim”, 2017, Elena Alonso Fernández in Zusammenarbeit mit Teilnehmer*innen (anonym) des Projekts “Ay mija, no es fácil!”
Art in Context (Kunst im Kontext), Universität der Künste Berlin (UdK Berlin), Rundgang 2018
Ausstellungsansicht “Ay mija, no es facil!”, 2018

Mein Projektvorhaben war es, ein kollektives Porträt jener Situation des Wandels herzustellen, das über die offiziellen Berichte hinausgeht und die Erfahrung der Bevölkerung in den Mittelpunkt stellt. Ich wollte wissen, wie lebt es sich an der Schnittstelle von zwei so gegensätzlichen ökonomischen Systemen? Welche Auswirkungen hat dieses Nebeneinander auf den Alltag und auf die Lebensvorstellungen und Affekte der Menschen? Durch die biographischen Beiträge der Projektteilnehmer*innen und meine Malerei möchte ich den Wandel auf eine indirekte Weise in der Ausstellung zum Ausdruck kommen lassen: Es geht darum, ein Porträt herzustellen, das sozusagen ‚zwischen den Zeilen‘ spürbar wäre.

In meiner Masterarbeit gehe ich über die Durchführung dieses Projekts hinaus und erfasse einige übergreifende Fragestellungen meiner Kunstproduktion der letzten Jahre. Ich untersuche dabei eine für meine Praxis zentrale Annahme: dass obwohl partizipatorische Kunst in der Regel den Fokus auf den Prozess legt, die Zusammenarbeit mit einer Gemeinschaft und die gleichzeitige Beschäftigung mit Fragestellungen der Malerei nicht nur vereinbar, sondern auch voller Potentiale sein kann. Diese These wurde insbesondere im Hinblick auf „Ay mija no es fácil!“ reflektiert, aber auch durch die Betrachtung meiner früheren Projekte sowie anhand beispielhafter Künstler und theoretischer Positionen.

Elena Alonso Fernández
*1986 in Vigo, Spanien. Studium der Freien Kunst an der Universidad de Salmanca. 2008 Austauschtstudentin an der Aalto University Helsinki und 2009 an der Universitat de Barcelona. Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt auf der Schnittstelle zwischen Malerei und partizipatorischer Kunst. Ausgewählte Projekte: „Let me be your mirror“ 2014 (Online), „Lass mich dein Spiegel werden, Bernau“ 2015 (Bernau), „Pozwól mi stać się twoim lustrem, Skwierzyno“ 2016-17 (Skwierzyna) und die kollektive Skulptur im öffentlichen Raum „Tyoläinen on Lähtenyt“ 2009 (Helsinki).
www.elenaalonsofernandez.com

Betreut von Prof. Dr. Jörg Heiser