Marx’ Gespenster und ich

Ein bewegliches Denkmal als künstlerische Intervention zu den ideologischen Machtverhältnissen in einem geteilten Land

Eunbi Kwon

 

Vor der Größe der Geschichte ist ein Individuum bloß ein sehr kleines Wesen. So sind viele Menschen dazu gezwungen, sich einer gegebenen historischen und politischen Situation anzupassen, ihr irgendwie gerecht zu werden. Was können dann Einzelpersonen als Künstler in solch einer größeren historischen und politischen Lage tun, auf diese reagieren, um sie womöglich zu verändern? Das ist die Frage, die dem Projekt „Marx’ Gespenster und ich“ zugrunde liegt. Dabei spielt die mir gegebene historisch-politische Lage eine vordergründige Rolle, nämlich: Die alltägliche Erfahrung ideologischer Konflikte und Widersprüche, die ich aus einem geteilten Korea, dem Land, in dem ich geboren und aufgewachsen bin, kenne. Im ersten Satz des Manifests bezeichneten Marx und Engels den Kommunismus als Gespenst. 1993, vier Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer, nahm Jacques Derrida in seinem Vortrag Marx’ Gespenster die Figur dieses Gespensts wieder auf. Ich habe mich diesem gespenstischen Charakter gewidmet und darin ein gutes Motiv für mein Nachdenken über die historische Parallele und die Zusammenhänge zwischen Berlin und Seoul gefunden: das geteilte Land. Vor dem Hintergrund meiner Recherchen sowie der historischen Zusammenhänge und der gegenwärtigen Situation möchte ich das Denkmal für Marx’ Gespenster als ein flexibles, transportables Denkmal kreieren und in beiden Städten, Berlin und Seoul, präsentieren.

Art in Context (Kunst im Kontext), Universität der Künste Berlin (UdK Berlin), Rundgang 2018
Marx’ Gespenster und ich, 2018, Eunbi Kwon
Art in Context (Kunst im Kontext), Universität der Künste Berlin (UdK Berlin), Rundgang 2018
Marx’ Gespenster und ich, 2018, Eunbi Kwon
Art in Context (Kunst im Kontext), Universität der Künste Berlin (UdK Berlin), Rundgang 2018
Marx’ Gespenster und ich, 2018, Eunbi Kwon

Eunbi Kwon
geboren in Seoul, in Südkorea, lebt in Berlin. Seit 2006 arbeitet sie als Künstlerin, besonders im Bereich Kunst im öffentlichen Raum und partizipatorische Kunst. Sie beschäftigt sich mit verschiedenen Themen: das System in der kapitalistischen Gesellschaft, die Rolle der Kunst in der Gesellschaft, die Nationalität in der Globalisierung. Neben künstlerischer Tätigkeit wirkt seit 2013 als Korrespondentin.

Betreut von Kristina Leko