In der Kösliner Straße

Aufarbeitung lokaler Arbeiter*innen Geschichte im postmigrantischen sozio-urbanen Raum. Entwurf einer Intervention

Gregor Kasper

 

Eine Gesellschaft der Vielen braucht eine Geschichte der Vielen. „Deutsche Geschichte“ als Geschichte der Menschen, die jetzt in Deutschland leben. Sie sollte also nicht nur von den Menschen handeln, die schon sehr lange hier zu Hause sind und auch nicht nur die Ereignisse erinnern, die hier passiert sind. Sondern sie sollte die Erfahrungen aller hier lebenden Menschen einschließen und die Ereignisse ihrer Herkunftsländer einbeziehen, um eine gemeinsame Geschichte zu schaffen, als Basis für eine gemeinsame Zukunft.

Das „Kösliner Forum“ imaginiert sich daher als ein Ort, an dem an der Geschichte der Vielen geschrieben wird. Als ein Ort des Gedenkens, des Vermittelns und des sich Bildens. Ein offener Nachbar*innenschaftstreff, der zum Austausch einlädt. Eine aktive Werkstatt, die Raum gibt, zuhört, fragt und den Möglichkeitssinn trainiert.

Art in Context (Kunst im Kontext), Universität der Künste Berlin (UdK Berlin), Rundgang 2018
„Parallel-Geschichte“, Zeichnung, 2018
Art in Context (Kunst im Kontext), Universität der Künste Berlin (UdK Berlin), Rundgang 2018
Worum es geht, Zeichnung, 2018 (Ausschnitt)
Art in Context (Kunst im Kontext), Universität der Künste Berlin (UdK Berlin), Rundgang 2018
dell | „Zeitungskiosk“, Zeichnung, 2018 (Ausschnitt)

Das „Kösliner Forum“ erzählt die Geschehnisse des sogenannten „Blutmai“ 1929 in Berlin, bei dem während der Demonstrationen zum Tag der Arbeit zahlreiche Menschen durch die Polizei erschossen wurden. Es greift dabei die lokale Geschichte der Kösliner Straße auf – des kommunistischen „Roten Weddings“. Hier lebten Arbeiter*innen, die sich organisierten und die sich gemeinsam für eine Verbesserung ihrer Lebens- und Arbeitsbedingungen einsetzten. Wer erinnert sich heute an diese Menschen? Was können wir von ihnen lernen? Wo überall passierte oder passiert ähnliches? Wie verändert diese transnationale Erweiterung das Verständnis von lokaler Geschichte?

Gregor Kasper
In seiner künstlerischen Praxis beschäftigt sich Gregor Kasper damit, wie Geschichte und Erinnerung in der Gesellschaft der Vielen konstruiert und vermittelt werden kann. Dies geschieht vorrangig in partizipativen Projekten im öffentlichen Raum und im Medium des Films. In Berlin studierte er „Malerei“ an der weißensee kunsthochschule und „Art in Context“ an der Universität der Künste. 2014 erhielt er den Mart Stam Preis. Zuletzt war sein Film „Café Togo“ (zusammen mit Musquiqui Chihying) auf dem 13. Forum Expanded der 68. Berlinale 2018 zu sehen.

Betreut von Kristina Leko